Rosenkranz-Piano von 1922

Rosenkranz Klavier verstimmt Rosenkranz Piano gestimmt

Sie hören ein Klavier der Marke Ernst Rosenkranz. Die Firma wurde 1797 in Dresden gegründet. Das war für den Klavierbau sehr früh. Die intensive Entwicklung vom Hammerklavier über das Pianoforte zu unserem heute üblichen Hochleistungspiano fand erst von Anfang 1800 bis 1870 statt. Die Firma Rosenkranz stellte ihren Betrieb 1929 ein. Das Klavier aus unserem Hörbeispiel wurde laut Seriennummer kurz vor 1922 gebaut.

Seriennummer Rosenkranz 34047
Altersbestimmung anhand der Seriennummer

Der Blick ins Innenleben verrät uns, dass es bereits die Konstruktionsmerkmale des seit 1870 bis heute üblichen modernen Klavierbaus enthält. Es ist ein so genannter Kreuzsaiter, bei sich die Bass- und Diskantsaiten überkreuzen, da sie sich auf 2 Stege verteilen. Und die Mechanik, das Spielwerk des Klaviers hat bereits eine so genannte Unterdämpfung, bei der sich die Dämpfung unterhalb des Hammers befindet. Im Vergleich zur vorher üblichen Oberdämpfung ist die Dämpfung damit weiter von der Auflage des oberen Rands der klingenden Saitenlänge entfernt und bewirkt somit eine bessere Dämpfung. Der Nachteil dieser Änderung betrifft das Spielgefühl, da man nun im Ablauf der Mechanik, also beim Herunterdrücken der Taste eine Federkraft überwinden muss. Diese empfinden wir als weniger authentisch und somit hat das Klavier im Gegensatz zum Flügel so ein bisschen das Spielgefühl eines Keyboards, bei dem die Taste mangels Gewicht am Ende der Taste nur durch eine Feder vorne unter der Taste wieder in die Ausgangsposition zurück bewegt wird.

Rosenkranz Kreuzsaiter Unterdämpfung
Konstruktionsmerkmale: Kreuzsaiter, Unterdämpfung
Rosenkranz Spielwerk
Das Spielwerk des Rosenkranz-Klaviers

Das Klavier aus diesem Hörbeispiel hat einen für die Zeit typischen 130 cm hohen Klangkörper. Mit der Höhe des Klangkörpers sind die Saitenlängen verbunden. Diese beiden Faktoren sind gemeinsam mit der Qualität der Filze auf den Klavierhämmern die Basis für den guten Pianoklang, den wir als Wohlklang empfinden, da nämlich dieses Klangmuster etwas mit uns macht. Der Klang steigt in die Kategorie Wohl-Klang auf, wenn er es uns ermöglicht, dass wir uns beim Klavierspiel harmonisieren können. Tatsächlich ist der 1826 neu entstandene Klang der Schlüssel zum Erfolg der Klavierindustrie. Erst als der von den Hutmachern entwickelte neue Werkstoff Filz aufgrund eines Patents von Henri Pape über die Holzkerne der Klavierhämmer gespannt werden konnte, wurde aus dem Hammerklavier das Pianoforte. Mit der neuen Bezeichnung hatte sich quasi der Markenkern verändert. Das Pianoforte soll gegenüber dem Hammerklavier den Mehrwert des neuen Pianoklangs hervorheben. Das ist die Funktion einer Marke. Sie soll sich unterscheiden und aufgrund ihrer Unterschiede für uns eindeutig erkennbar und vor allem wiedererkennbar werden. Daher nennt man diese Merkmale Alleinstellungsmerkmale. Das Produkt bekommt quasi eine Persönlichkeit - oder wie Klavierbesitzer unisono feststellen: Eine Seele! Die mit dem neuen Klangmuster verbundene Wirkung der Harmonisierung verläuft über eine Besonderheit in der Verarbeitung des Klangs. Der grundtönige Pianoklang moduliert in unseren Ohren Filter. Diese Hörfilter sind wiederum mit den Hirnnerven gekoppelt, die unseren Körper entsprechend der Signale der wahrgenommenen Klangmuster auf Sozialisierung und Entspannung einstellen. Die mit dem Klavierklang verbundene Harmonisierung ist ein wesentlicher Grund, warum sich heute immer noch so viele Menschen entscheiden, das Klavier spielen lernen zu wollen. Als Antwort auf den immer stärkeren Stress in der Außenwelt sowie dem grundlegenden Muster der Unabhängigkeit folgend suchen wir nach Möglichkeiten der Selbstharmonisierung. Diesen Zusammenhang scheinen einige Leute schon früh verstanden zu haben. Doch sie nutzten ihr Wissen entgegen dem Bemühen der Menschen, über das Musizieren erfolgreich Selbsthilfe zu ermöglichen, als sie 1939 entgegen den guten Argumenten einflussreicher Musiker die Empfehlung aussprachen, die Frequenz des Kammertons auf 440 Hertz zu setzen. Die Musiker orientierten sich mit ihrer Begründung für einen Kammerton von 430 bzw. 432 Hertz an der Wirkung der Musik, die sich nämlich mit der Tonhöhe verändert. Sie plädierten für einen tieferen Kammerton, da wir uns dabei besser harmonisieren können. Was die Gegenseite nicht ausdrücklich formuliert hat, jedoch aus dem hier dargestellten Zusammenhang eindeutig hervorgeht, ist die Tatsache, dass uns ein höherer Kammerton anspannt. Anspannung verhindert aber die gewünschte Entspannung. Die Ent-Spannung ist die Voraussetzung dafür, Energiestaus aufzulösen, damit wir wieder mit uns selbst in den Fluss des Lebens gelangen können. Gelingt uns das nicht, steigt aktuell die Wahrscheinlichkeit auf eine Krebserkrankung trotz bester medizinischer Versorgung in den westlichen Industrienationen dramatisch an.

Interessanterweise wiederholt sich beim Klang gerade die Geschichte. Denn auch beim so genannten Hybrid-Piano wird die volle Akzeptanz und nachfolgend der Durchbruch am Markt erst dann erfolgen, wenn sowohl die Klangqualität ausreichend hoch als auch das Klangspektrum dieser neuen Variante des reinen Akustikpianos den Möglichkeiten der Zeit entspricht. Beides ist aktuell noch nicht wirklich der Fall. Der Marktführer Yamaha arbeitet im TransAcoustic-Piano 2019 immer noch mit Generalmidi, dem man das Synthetische der Klangerzeugung anhört. Daher findet das Modell am Markt auch keine Akzeptanz. Trotz der scheinbar fortschrittlichen Entwicklung scheidet Yamaha somit aus der Phalanx der Trendsetter aus. Der Hybrid-Synthesizer Prophet XL von Sequential gibt nun die Richtung vor, in der die aktuelle Entwicklung tatsächlich verläuft, wenn nämlich hochwertige Samples zusätzlich mit Oszillatoren und Filtern des Synthesizers zu individuellen, also einzigartigen Klängen verändert werden können. Wir erinnern uns an meine Aussagen oben zur Marke und hier zu den Alleinstellungsmerkmalen. Einzigartige Klänge sind somit das Salz in der Suppe der Sounddesigner. Denn darüber kann man sich unterscheiden und gleichzeitig seine Empfindungen einzigartig ausdrücken, seinen Emotionen musikalisch die besondere Note verleihen. Auch daran kann man ablesen, dass wir sinnliche Wesen sind und unsere Sinne einen hohen Wertemaßstab haben. Das Streben nach Unabhängigkeit ist ein wichtiger Trend. Mit diesem einen Klangmuster eines Instruments mit 2 Pedalen, von denen aber in der Regel nur eines, nämlich das rechte Tonhaltepedal, funktioniert, hat man uns lange genug hingehalten. Der mit überaus langlebigen Akustipianos gesättigte Markt ist längst reif für das volle Programm der zeitgemäßen Möglichkeiten der Klanggestaltung als hybride Erweiterung zusätzlich zum akustischen Vollwertklang.

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